Immer wieder wird das Training mit dem Clicker belächelt. Viele glauben die Funktion des Clickers beschränkt sich auf das Training mit positiver Verstärkung. Doch damit hört die Funktion des Clickers noch lange nicht auf. Darum möchte ich dir in diesem Beitrag zeigen wie vielfältig der Clicker eingesetzt werden kann.

Nachdem dein Hund auf den Clicker konditioniert ist, (eine Anleitung dazu kannst du auch hier nachlesen), kündigt der Click deinem Hund eine Belohnung an, – die dann auch immer erfolgen sollte. Die Erwartungshaltung deines Hundes, die mit dem Click verbunden ist, löst beim Hund auch emotional etwas aus. Das ist quasi wie wenn Kinder sich auf den Weihnachtsmann freuen, wenn wir ihnen sagen, dass er bald kommt. Genauso weiß der Hund beim Click sofort “oh ja, oh ja, jetzt gibt’s eine Belohnung.” Diese Emotion ist also sehr positiv aufgeladen und dient daher beim Training gleichzeitig der Bindung zwischen Mensch und Hund, denn wenn der Hund immer wieder die Erfahrung macht, dass es bei dir etwas Gutes gibt, dann lohnt es sich auch dich im Auge zu behalten und bei dir zu bleiben. Nochmal das Beispiel mit den Kindern: Vielleicht hast du es selbst erlebt, das es bei der Oma als du Kind warst immer etwas suuuuuper Leckeres zum Essen gab, oder du dort eben alles machen durftest, was dir Spaß macht. Wenn das so war, dann hast du sicher auch tolle Erinnerungen an deine Oma selbst, denn all diese schönen Erinnerungen verbindest du auch mit ihr.

So, zurück zum Hund und dem Clickertraining 🙂
Das richtige Verhalten zu markieren macht deinem Hund das Signal oft viel klarer, das Timing ist oft besser, weil zwischen Click und Belohnung auch etwas Zeit verstreichen darf und der Hund dennoch weiß, welches Verhalten belohnt wird. Wie genau du den Clicker beim Geben von Signalen richtig verwendest beschreibe ich hier.

Also nun haben wir ein super Timing, klare Signale, positive Emotionen und eine gute Mensch-Hund-Bindung. Noch dazu kommt, dass das Training auf positiver Verstärkung mit dem Clicker viel weniger Fehler anfällig ist und die Aufmerksamkeit deines Hundes extrem erhöht, weil er den nächsten Click ja nicht verpassen will. Wenn du aus Versehen mal ein unerwünschtes Verhalten clickerst oder einfach zu spät dran bist, dann macht das in der Regel nicht so viel aus, wie wenn du zum falschen Zeitpunkt deinen Hund bestrafst. Denn bei der Bestrafung gelten ja die gleichen Regeln, d.h. dein Hund verknüpft die Emotion bei der Bestrafung genauso mit dir (schlecht für die Bindung) und alles was um ihn herum geschieht wird ebenfalls mit dem unguten Gefühl benetzt. Wiederholst du eine Strafe zum falschen Zeitpunkt immer wieder, dann entsteht unerwünschtes Verhalten, z.B. kann so Leinenaggression entstehen.

Der Hund A will zum anderen Hund B, ist aber angeleint. Hund A bellt, der Halter schimpft – und verstärkt dadurch das Bellen. Hund A wird immer wilder, Halter von Hund A auch 😉 -> Hund A wird aggressiv.
Probier es mal so:Hund A will zu Hund B, ist aber angeleint. Hund A bellt, der Halter lenkt ihn mit Spiel oder Leckerli ab. Hund A erwartet jetzt immer etwas Schönes, sobald ein anderer Hund auftaucht. 🙂

Okay, aber es ging ja um den Clicker und jetzt fängt es gerade erst an spannend zu werden, denn jetzt wird es tiefenpsychologisch. 😉
Zuvor noch eine Frage an dich: “Warst du schon einmal glücklich und traurig zur gleichen Zeit?” Vermutlich nicht, und darum stelle ich dir jetzt die Kunst des Clickers vor, denn

Du kannst mithilfe des Clickers die Emotionen deines Hundes verändern!

Ja! Ja! Ja! Es geht, und zwar viel schneller, als du es dir träumen lassen kannst. Du kannst wenn dein Hund wie oben beschrieben an der Leine bei anderen Hunden tobt sogar clicken. Und ich höre dich jetzt schreien “WWAAAAAAS?” Ach du meine Güte, dann verstärke ich doch das Toben”. Doch das ist nicht der Fall!, denn wenn dein Hund richtig auf den Clicker konditioniert ist, dann springt mit dem Click wieder die “Weihnachtsmann-Erwartungsfreude-Emotion” ein und wirkt weiterhin positiv. Im besten Fall wird dein Hund sich auch dann zu dir umdrehen um seine “Geschenke” abzuholen, denn er kann genauso wenig wie du sauer und glücklich zur gleichen Zeit sein. 😉
!Als Anwendungshinweis sei vielleicht noch gesagt, dass du bei richtiger Leinenaggression erst einmal eine größere Distanz zum anderen Hund brauchst. Im besten Fall ist es auch so, dass dein Hund den anderen Hund erblickt, ohne wild zu werden und du dann den ruhigen Blick deines Hundes zum anderen Hund clickst und nach und nach die Distanz verringerst.! (-> Im Webinar “Endlich Ruhe an der Leine” erfährst du alle Details zu dieser Übung.)

 

Kann ich den Clicker auch einsetzen, wenn ich denke mein Hund macht was er will?

Ja! Ja! Ja! Du kannst mithilfe des Clickers Grenzen setzen und unerwünschtes Verhalten abbrechen! Es geht, und zwar so sicher, wie du es mit einem Signal-Wort vermutlich noch nicht erlebt hast. Ich sage als Beispiel nur Labrador und Wasser… 😉
Ich gehe also spazieren meine Ida saust Richtung Wasser und ohne ein Wort zu sagen clicke ich und Ida dreht sich um 180° und kommt zu mir zurück. WoooooW! Das funktioniert! Wenn Sie ins Wasser darf, dann schaut sie mich an und ich sage “Lauf Wasser”.

Ein anderes Beispiel: Ich gehe spazieren und Ida fixiert die Krähen auf der Wiese und ohne ein Wort zu sagen clicke ich und Ida steht wieder neben mir. Selbst als mein Timing nicht gut genug war sie vom Hetzen der Vögel abzuhalten, habe ich ins Durchstarten von Ida geclickt und sie kam zu mir geflogen. HAMMER! Du musst das echt erlebt haben, um es zu glauben. Der Clicker ist so ein prägnantes Signal für den Hund. Mit keinem anderen Marker habe ich das bisher so erlebt, – und mit Worten schon gleich gar nicht.

Die Clickerkunst beim Shaping

Noch ein Beispiel, wo dein Hund viel schneller lernt. Wenn du deinem Hund z.B. das Apportieren beibringen willst, dann geht das mit dem Clicker Ratz-Fatz. Allein das Blicken zum Apportel kannst du clicken, dann das Anstupsen, dann das Knabbern am Apportel, dann das Aufnehmen, dann das Bringen. Im Shaping-Prozess, also dem Prozess des freien Formens, bietet dir dein Hund immer mehr an und weiß, wenn du clickst, das ihr wieder ein Schrittchen weitergekommen seid. Ein Video dazu kannst du dir beim Video zum Aufräumen ansehen – ist im Grunde ja fast der gleiche Lernprozess, nur dass das Apportel dann zu dir gebracht werden soll anstatt in den Korb gelegt zu werden.

Vielleicht zum Abschluss auch noch ein paar Nachteile des Clickers bzw. Themen, bei denen die Anwendung des Clickers eher ungünstig ist:

  • Der Clicker muss immer mitgenommen werden
  • Zu Beginn ist die Handhabung und das Timing beim Einsatz des Clickers für Ungeübte z.T. kniffelig
  • Bei mehreren Hunden ist die Anwendung des Clickers unterwegs schwierig. Hier lohnt sich das Einzeltraining mit den Hunden oder es können verschiedene Marker (z.B. Clicker und Pfeife) oder versch. Lautstärken des Clickers verwendet werden.
  • Bei Aufmerksamkeit heischendem Verhalten ist der Clicker nicht lohnenswert, höchstens bei erfolgten Ersatzverhalten, das schön ausgeführt wurde.
  • Bei länger ablaufenden Übungen, z.B. dem Bei Fuß Gehen, am Rad laufen oder Slalom bei Agility ist eine Belohnung am Ende der Übungsstrecke besser, als der Clicker, denn der würde das Verhalten ja abbrechen und der Hund holt sich die Belohnung ab. Ggf. kann ein intermediäres Signal z.B. ein Summton während der Übung als Marker verwendet werden.

Für mich hat sich der Clicker rundum bewährt. Dass der Clicker sowohl in der Verhaltenstherapie, als auch beim Training von Blindenführhunden eingesetzt wird, will was heißen. Mit ein wenig Übung bist du schnell fit mit dem Clicker und mal ehrlich, so ein kleines günstiges Kästchen passt doch in jede Hosentasche. 🙂

>> Übungen für deinen Hund mit dem Marker findest du im Trainingscamp